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Analog oder Digital Fotografie

analog oder digital Fotografie

Analog oder Digital Fotografie

Analog oder Digital Fotografie. Auch im vergangenen Jahr bin ich schon gefragt worden, ob ich analog oder digital fotografiere. Daher habe ich mich entschlossen das Thema noch einmal aufzugreifen und meine Erfahrungen über die Unterschiede in Theorie und Praxis zu schreiben.

Da ich von Berufswegen ein Praktiker bin, möchte ich auch mit einer praktischen Betrachtung beginnen. Nehmen wir das obige Bild. Wir hatten ein mehrstündiges Shooting hinter uns und das Paar – besonders die Braut – war müde. Wir wollten das Bild unbedingt machen, aber es sollte auch das letzte sein. Wie bringt man die Belichtung zusammen? Das Paar, der Himmel, die Sterne und die Ruine. Die Ruine habe ich mit einem Scheinwerfer ausgeleuchtet und wie lange man bei welcher Iso Zahl Sterne beleuchtet, sollte man als Fotograf ohnehin wissen. Es war in der Umgebung aber stockfinster und die Braut hatte Angst vor Schlangen. Ich hatte also im Grunde nur einen Versuch. Daher machte eine Probebelichtung ohne Paar, die sofort saß. Hier kommt der erste riesige Vorteil der Digitalfotografie: ich hatte sofort ein „Polaroid“ auf der Rückseite der Kamera im Monitor und konnte die Belichtung überprüfen. Das Paar konnte sich aufstellen und das Bild entstand in 1 Minute. Es hätte keine 2. Chance gegeben und ich war sicher, alles richtig gemacht zu haben.

Analog vs digital fotografie 0:1

analog oder digital Fotografie

Als Hochzeitsfotograf habe ich in den seltensten Fällen ideale Bedingungen. Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht einmal zu beschreiben, was den eigentlich ideale Bedingungen wären und ich wünsche mir sie auch schon seit Jahren nicht mehr herbei. Das obige Portrait entstand im Winter im Warteraum eines Frisiersalons in Schwerin. Ohne zusätzliches Licht, einfach so aus der Situation heraus. Ich finde es ist ein schönes Portrait trotz der Iso 2000 (was mit Film kaum möglich wäre) und ich wüsste auch heute nicht, wie ich es hätte schöner fotografieren können. Mit Film wäre das nicht möglich gewesen.

Es wird immer wieder behauptet, dass die Analogfotografie schönere Hautfarben produzieren würde und die Farben – z.B. beim Kodak Portra – sind dort auch sehr schön. Aber mit ein wenig Erfahrung lässt sich das digital eben auch bewerkstelligen.

Analog oder Digitalfotografie 0:2

Zum Schluss möchte ich noch zu einem nicht zu vernachlässigenden Thema kommen: Der fotografischen Kunstfertigkeit. Mit Motivklingel, Gesichtserkennung und all dem Gedöns, das Kameras heute so mitführen, brauch es ja scheinbar kaum noch den Kollegen, der durch den Sucher blickt. Gerade in der Hochzeitsfotografie kann ich da nur sagen: weit gefehlt! Hier muss es so schnell gehen, hier wechseln die Situationen so unverhofft und hier habe ich so viel Stress, dass diese ganzen Automatiken in der Praxis eher wie ein Trabant Baujahr 1960 wirken. Ich selbst fotografiere ausschließlich manuell und da habe ich im Analogzeitalter gelernt, als der gute alte Diafilm eine Belichtungstoleranz von < 0,5 Blenden besaß. Wer mal mit Diafilm eine Hochzeit fotografiert hat, verlässt sich nicht mehr auf Automatiken. Hier gewinnt für mich nicht der Film, aber das Analogzeitalter als Schule. Daher: Analog oder Digitalfotografie 1:2 Nun abschließend zur Technik: Ich bin mir ziemlich sicher niemals die Bedienungsanleitung meiner beiden Canon D5 M3 (oder wie sich noch so heissen) aufgeschlagen zu haben. Ich benötige: eine Box mit einem Chip, einen Auslöser, eine manuelle Belichtungseinstellung und meine Augen. Ein paar Objektive. Sonst nix. Hier bekommt Analog wieder einen Punkt von mir, da es weder Canon noch Nikon in mehr als 10 Jahren schaffen wollten, Digitalkameras herzustellen, die so zuverlässig wie die der Analogära sind. Analog oder Digitalfotografie 2:2 Wenn mich jemand fragt, wie man am besten fotografieren lernt antworte ich meist: Beginne analog. Mit einer einfachen Kamera und einer 50mm Brennweite und ohne Automatiken. Lerne die richtige Belichtung auswendig. Wenn Du das dann beherrscht, kannst Du zum digitalen wechseln. Dann ist alles ein Kinderspiel. So, ich hoffe, diese unterschiedlichen Aspekte haben Ihnen etwas genützt. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Hier gibt’s noch mehr zum Thema.

3 Gedanken zu „Analog oder Digital Fotografie“

  1. Als Fotograf, der die meiste Zeit seines Lebens analog fotografiert hat, kann ich sagen:
    Wenn man die Praxis betrachtet, geht der Vergleich 0:4 (analog : digital) aus. Und der ideele Bereich ist nicht wirklich messbar.

  2. Matthias Richter

    Hallo Johannes,
    irgendein Teil in mir ist immer um Ausgleich bemüht und das habe ich hier wohl auch versucht. Lassen wir das einmal bei Seite, magst Du Recht haben.

  3. Stephan

    Sehr interessanter Artikel. Man merkt deutlich, dass Deine Sympathien beim Film liegen.

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